Das Felsenstädtchen Matera in der Region Basilicata, im Süden Italiens an der Grenze zu Apulien, liegt etwa 200 Kilometer östlich von Neapel und befindet sich auf einer karstigen Hochebene, der Murgia. Unterhalb erstreckt sich das tiefe Tal des Gravina di Matera. Das Gebiet hat Anteil am Parco Regionale delle Chiese rupestri del Materano.

Matera – Ein Muss für jede Reise in die Basilikata

Um den umgesiedelten Bewohnern der Sassi modernen Wohnraum zu bieten, gründete die Stadt Matera in den 1950er Jahren neue Stadtviertel.Bevor die Stadt in neuem Glanz erblühte, waren die Lebensumstände der Sassi-Bewohner ärmlich. Zu den neuen Stadtteilen zählen La Martella, Venusio sowie Borgo Picciano A und B.

Blick auf die Altstadt Materas

Blick auf die Altstadt Materas

Eine kleine Geschichte Materas oder: Was sind Sassi?

Gegründet wurde die Stadt 251 vor Christus als Matheola vom römischen Konsul Lucius Caecilius Metellus. Bereits in der Jungsteinzeit war das Gebiet besiedelt und Matera gilt als eine der ältesten Städte der Welt. Schon während der Jungsteinzeit entstanden die ersten Sassi –in den Tuffstein gehauene Höhlensiedlungen. Diese teils unterirdisch verlaufenden Siedlungen mit ihren ausgeklügelten Steinbauten zeugen von einfallsreichem Nutzen natürlicher Ressourcen.

Ein Schandfleck Italiens?

Heute stellen die Sassi ein einzigartiges Erlebnis für ihre Besucher dar, doch noch bin in die 50er Jahre hinein galt Matera wegen ihnen als Schandfleck Italiens: Erst nach 1935 von der italienischen Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen, schilderte der junge Arzt Carlo Levi in seinem Buch „Christus kam nur bis Eboli“ von den untragbaren Umständen, in denen die Sassi-Bewohner hausten. Ohne fließend Wasser und zusammen mit Nutztieren, lebten die Sassi-Bewohner wie im Mittelalter – inklusive der schlechten Gesundheit. Darum sorgte die Regierung 1954 für die Räumung der Sassi und die Umsiedlung ihrer Bewohner.

Ein Aushängeschild Italiens!

Nachdem die Höhlensiedlungen lange leer standen und ihnen der Verfall drohte, erkannte die Regierung in den1980er Jahren den historischen Wert dieses außergewöhnlichen Denkmals. Intensive Restaurierungen begannen, um die Sassi vom Schandfleck zum Aushängeschild Italiens zu machen. Seitdem bringen die Sassi Besuchern aus aller Welt die faszinierende Einzigartigkeit der Region nahe. Dank dieses Engagements erklärte die UNESCO Matera 1993 zum Weltkulturerbe. Die historische Altstadt mit den Sassi ist heute in die Stadtviertel Sasso Barisano und Sasso Ceveso aufgeteilt – ein Spaziergang durch sie ist wie eine Reise in die Vergangenheit.

Matera Sassi im Sonnenuntergang

Matera Sassi im Sonnenuntergang

Die Sassi erleben

Von reinen Höhlen zu richtigen Wohnräumen wurden einige Sassi erst im 18. Jahrhundert umgebaut und manche mit gemauerten Hausfronten versehen. Von außen sehen sie heute wie gewöhnliche Häuser aus, bevor sich beim Eintritt ihr rund 4000 Jahre altes Erbe zeigt. Mit der Renovierung der Altstadt ab den 1980er Jahren, entstanden in manchen Sassi Museen. Diese geben Eindrücke über die Lebensweise der früheren Bewohner Materas. Eine Führung durch die Mauern solch einer alten Höhlenwohnung bekommt man in der Casa Cava und man erfährt ausführlich ihre Geschichte.

In der Casa Grotta sind alte Möbel und landwirtschaftliche Gerätschaften ausgestellt. Die originalgetreu hergerichtete Wohnung führt lebhaft vor Augen, wie das Leben auf engstem Raum zusammen mit Schweinen, Eseln und Hühnern gewesen ist. Es war ebenjene Casa Grotta, die Carlo Levi in seinem Buch eindrucksvoll beschrieb.

Übernachten in den Sassi

In den Sassi der beiden Altstadtvierteln sind ganze Grotten und Höhlensysteme zu Hotels geworden. Diese Hotels, die wie die Trulli in Alberobello, historisches Flair und Luxus vereinen, sind weltweit einzigartig und perfekt, um Matera zu erleben. Allein deshalb ist die Stadt schon eine Reise wert. Zu den nobleren Höhlenhotels gehören das Palazzo Gattini oder das Sextantino Grotte Civita, das sogar mit Parkplatz ausgestattet ist. Auch B&Bs oder Pensionen wie das Le dodici Lune sind vorhanden, genauso wie weitere Unterkünfte etwas außerhalb der Innenstadt – Matera hält eine Unterkunft für jeden bereit.

Matera bei Nacht

Matera bei Nacht

Matera als Filmkulisse

Filmproduktionen haben die Felsenstadt Matera internation bekannt: Paolo Pasolini drehte 1964 hier seine „Matthäus Passion“. Nachdem Mel Gibson um 2004 Matera als Drehort für seine „Passion Christi“ wählte, erlebte die Stadt einen Touristik-Boom. Die hervorragende Eignung für Bibelfilme verlieh Matera den Beinamen „Zweites Betlehem“.

Location Scouts für Filmproduktionen schätzen die Felsenstadt wegen ihrer zahlreichen filmträchtigen Motive – sie finden an einem Ort Grotten, Wohnhäuser, endlos scheinende Treppen sowie verschiedenste Straßen und Gassen. So sind wenige Ortswechsel nötig, was den Filmdreh erleichtert. Zu den aktuellsten Filmproduktionen aus Matera zählen das Remake von „Ben Hur“ und „Wonderwoman“.

La Pignata: Eintopf in Terracotta mit Brot überbacken

La Pignata: Eintopf in Terracotta mit Brot überbacken

Kulinarische Highlights in Matera

In Matera erleben Besucher die authentische süditalienische Küche am besten in einer der kleinen Trattorien und Osterien. Die Cucina Povera ist einfach und bodenständig, aber nicht arm an Geschmack. Die Osteria La Pignata bietet neben allen möglichen regionalen Spezialitäten wie Käse und Schinken, frisch gebackene Focaccia und Weine auch die traditionelle Pignata. Das ist ein in einem Terracottatopf gegarter Lammeintopf mit Brot überbacken. Das solltet ihr nicht versäumen zu probieren.  Die Küche Apuliens bietet aber auch Pastagerichte wie Orecchiette con Salsiccia mit Peperoni und Basilikum.

Kulinarische Highlights in der Osteria la Pignata

Kulinarische Highlights in der Osteria la Pignata

Reisemittel nach und in Matera

Von vielen deutschen Flughäfen erreichen Reisende mit dem Flugzeug Bari. Die Stadt liegt nur 63 Kilometer von Matera entfernt. Von dort aus geht es mit dem Bus oder dem Regionalzug weiter in die Felsenstadt. In der Stadt selbst sollte man gut zu Fuß sein, denn aufgrund ihrer Bauweise müssen Autofahrer, das eigene oder gemietete, oft am Stadtrand parken. Einen guten Überblick über das Städtchen und die Sassi bieten die Touren von den Reiseführern vor Ort.