Der Caminito del Rey oder Camino del Rey galt früher als gefährlichster Wanderweg Europas bzw. der Welt und war nach mehreren tödlichen Unfällen auch lange Zeit gesperrt. Nach aufwendiger Renovierung wurde der nun gesicherte und gefahrlos begehbare Weg im Jahr 2015 wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Jetzt gilt der „Caminito“ als absolute Top-Attraktion in Andalusien.
Die Geschichte des Caminito del Rey
Der Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute „Caminito del Rey“ verläuft auf ca. 100 Meter Höhe in der Gaitanes-Schlucht oberhalb des Flusses Guadalhorce. „Caminito del Rey“ bedeutet „kleiner Königsweg“ und da König Alfonso XII bei der Einweihung des Weges diesen persönlich beging, kam der Weg zu seinem königlichen Namen. Der atemberaubende Pfad zwischen steilen Wänden und tiefen Schuchten diente in früheren Zeiten als Versorgungsweg für ein Wasserkraftwerk. Der Caminito wurde aber auch durch die Bewohner der Nachbardörfer genutzt. Die Männer gingen über den Weg zur Arbeit, Frauen und Kinder nutzten den Weg für Einkäufe oder in die Schule. Sogar nachts war der Weg geöffnet. Überreste von Laternen sind noch heute zu finden.
Zerfall und Sperrung des Camino del Rey
Aufgrund der Witterungseinflüsse und des weichen Sandsteins zerfiel der „Caminito del Rey“ im Laufe der Zeit und wurde dadurch zu einem extrem gefährlichen Pfad. An manchen Stellen waren nur noch rostige Stahlträger vorhanden und viele Bodenplatten waren brüchig oder fehlten ganz. Die Begehung des Weges erforderte zudem absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Die Gefährlichkeit lockte aber auch viele Kletterer hierher und im Internet veröffentlichte Berichte und Videos sorgten dafür, dass sich immer mehr Extremsportler am Caminito del Rey versuchen wollten. Mehrfach kam es innerhalb von wenigen Jahren zu tödlichen Unfällen, sodass der Weg im Jahr 2001 durch die Regionalregierung geschlossen werden musste.
Sanierung über dem Guadalhorce
Im Jahr 2006 wurde der Beschluss gefasst den Weg wieder herzustellen. Nachdem die Regierung mehrere Mio. Euro für eine umfangreiche Sanierung des Caminito del Rey zur Verfügung stellte, konnten die Arbeiten in Angriff genommen werden. Die Renovierung des gefährlichsten Weges der Welt wurde durch hochspezialisierte Facharbeiter durchgeführt, die in Kletterausrüstung an der Felswand hängend, den neuen Weg über dem Fluss Guadalhorce montierten. Hierfür musste das gesamte Baumaterial mit Helikoptern in die Gaitanes-Schlucht eingeflogen werden. Am 28. März 2015 konnte der neue Weg offiziell wiedereröffnet werden.
Der Caminito del Rey heute
Der Caminito del Rey gilt seit seiner Restaurierung als eine der Top-Attraktionen in Andalusien. Der Touristenzulauf ist dementsprechend. Seinen früheren Schrecken hat der Weg zwar verloren aber die Tour durch die Gaitanes-Schlucht auf einem schmalen, freihängenden Pfad ist schon ein gigantisches Erlebnis. Obwohl der Weg gefahrlos zu begehen ist, ist etwas Höhenangst immer noch ein ständiger Begleiter auf Spaniens spektakulärstem Klettersteig. Von Anfang bis Ende absolut spektakulär, da der schmale Weg zwischen Schluchten, Canyons und einem großen Tal verläuft. Man durchquert die Naturlandschaft Desfiladero de los Gaitanes, einer vom Fluss Guadalhorce gegrabenen Schlucht, deren Felswände bis zu 700 Meter tief sind.
Nervenkitzel am Ende der Gaitanes-Schlucht
Am Ende der Schlucht wirken die Felswände noch einmal besonders imposant, da sie extrem steil abfallen. Hier hat man auch die ganze Zeit den verfallenen alten Weg unter sich. Rostige Eisenträger, fehlende Platten & viele Löcher. Die Hängebrücke ist etwa 15 Meter lang und schwankt beim Überqueren deutlich. Auf ihr kann man durch das Gitter nach unten schauen und jeder hat die Möglichkeit seine Höhenangst zu überwinden. Dieses Gebiet ist auch Heimat einer großen Anzahl von Pflanzen- und Tierarten: Mit etwas Glück kann man Schmutzgeier, Gänsegeier und Steinadlerin freier Natur beobachten.
Ticketbestellung für den Caminito der Rey
Im Gegensatz zum Weg ist das Bestellen der Tickets eine Herausforderung. Manchmal ist die Internetseite tot oder das Buchungstool funktioniert nicht. Die telefonische Hotline wurde bei unseren Versuchen nie abgefragt und Mails werden nur sporadisch und mit nicht geringem Zeitverzug beantwortet. Vielleicht hatten wir aber auch nur Pech.
Preise und Eintrittskarten
Der Besuch des Caminito del Rey ist kostenpflichtig und die Tickets müssen vorab im Internet bestellt werden. Da die Tickets begehrt und insbesondere an Wochenenden und Feiertagen schnell vergriffen sind, ist eine frühzeitige Reservierung ratsam. Es gibt 2 Möglichkeiten den Caminito zu erkunden:
Die Tour auf eigene Faust
Das Ticket kostet € 10,- zzgl. € 1,50 Verwaltungsgebühren. Für den Besuch muss das Ticket auf einen bestimmten Zeitpunkt gebucht werden. Die möglichen Slots werden im Buchungstool dargestellt. Dann muss man sich erst einmal registrieren. Diese Registrierung muss dann bestätigt werden und dann gelangt man zum Buchungsprozess. Dann muss man das Ticket herunterladen und ausdrucken.
Die Tour mit einem Guide
Das Ticket kostet € 18,- und man durchwandert den Caminito mit einem erfahrenen Guide in nach Sprachen zusammengestellten Gruppe. Sicher erfährt man durch eine solche Tour deutlich mehr über den Caminito aber in Gruppen von bis zu 30 Personen ist nicht jedermanns Sache. Aus unserer Sicht ist der Besuch mit Guide nicht zwingend notwendig, kann aber insbesondere für ängstliche Menschen hilfreich sein.
Ablauf eines Besuchs des Caminito del Rey
Zugang zum Caminito del Rey
Ihr solltet ca. 30 Minuten vor der im Ticket vermerkten Zutrittszeit am nördlichen Eingang des Caminito sein. Beachtet dabei, dass ihr für den Weg vom Parkplatz beim Restaurant „El Kiosko“ bis zum Eingang des Caminito (beim Elektrizitätswerk) rund 30 Minuten Gehzeit benötigt. Der kürzeste Weg (1,5 km) führt durch einen Tunnel, der ca. 250 Meter vor dem Restaurant durch den Berg führt. Nach ca. 30 Minuten Fußweg erreicht ihr den Eingang. Vor dem Eingang bildet sich eine Menschenansammlung, die aus unserer Sicht recht unkoordiniert abgefertigt wird. Hinweisschilder in englischer Sprache und Abstandskontrolle – Fehlanzeige. Schaut, dass ihr Euch ca. 5 Minuten vor der aufgedruckten Eintrittszeit an der Kontrolle am Eingang einfindet. Hier wird das Ticket gescannt und ihr müsst Euch an der nächsten Station einen Helm abholen. Der Verleih der Helme ist im Preis mit inbegriffen und ohne den gibt’s keinen Zutritt.
Achtung: Der Camino ist eine Einbahnstraße
Der Camino del Rey ist eng und darf nur in einer Richtung begangen werden. Die Gegenrichtung ist gesperrt. Der Klettersteig endet hinter einer Brücke über die Schlucht am Eisenbahntunnel. Am Ausgang des Caminito angelangt müsst ihr Euren Helm wieder abgeben und lauft ca. 2 km zur Busstation in El Chorro. Von dort werdet ihr alle 30 Minuten für € 1,50 zum Startpunkt – dem Nordeingang – zurückgefahren. Das läuft – im Gegensatz zum Eintritt – relativ entspannt und problemlos ab.
Anfahrt zum Caminito del Rey
Von Málaga aus seid ihr in knapp einer Stunde am Caminito. Am Besten stellt ihr Euer Auto kurz vor dem Restaurant „El Kiosko“ am Straßenrand ab. Auf der Bergseite seht ihr einen Tunnel. Da müsst ihr durch.
Der Zug benötigt vom Bahnhof in Malaga bis zum Bahnhof »El Chorro-Álora« rund 50 Minuten. Von dort verkehrt stündlich ein Shuttlebus zum Restaurant El Kiosko.
Sonstiges
Auf der Strecke durch die Schlucht gibt es keine Toilette. Ihr solltet die Toiletten am Restaurant El Kiosko oder spätestens die am Nordeingang nutzen.
Die Mitnahme von Selfiesticks, Wanderstöcken und großen Rucksäcken ist nicht erlaubt! Einen kleinen Rucksack mit Verpflegung ist allerdings kein Problem.
Der knapp 8 Kilometer lange Wanderweg ist prinzipiell für jedermann in normaler körperlicher Verfassung zu bewältigen. Ein klein wenig Kondition ist natürlich nützlich. Minderjährige Kinder & Jugendliche dürfen den Weg nur in Begleitung einer aufsichtsberechtigen Person betreten. Kinder unter 8 Jahren sind von einem Besuch ausgeschlossen. Achtet auf gutes Schuhwerk. Feste Sportschuhe / Treckingschuhe reichen aus unserer Sicht aus. Flip-Flops sind unpassend und gefährlich.