Unser Roadtrip durch Albanien war intensiv und voller neuer Eindrücke. Drei Wochen fuhren wir rund 2.000 Kilometer von Tirana über die Berge der Albanischen Alpen, entlang der Küste in den Süden und durchs Hinterland wieder zurück. Albanien bietet spektakuläre Landschaften, herzliche Menschen und eine spannende Mischung aus Ursprünglichkeit und Aufbruchsstimmung. Gleichzeitig steht das Land vor echten Herausforderungen bei Umwelt, Infrastruktur und dem Umgang mit wachsendem Tourismus. Gut, dass wir Albanien persönlich besucht haben: So können wir faktenbasiert beraten und einschätzen, für wen dieses faszinierende Land das richtige Reiseziel ist – und für wen vielleicht (noch) nicht.

Gerne planen wir Euren Albanien Roadtrip

Grundsätzliches zu Albanien und zur Geschichte

Albanien liegt an der Adria und am Ionischen Meer, zwischen Montenegro im Norden, Kosovo im Nordosten, Nordmazedonien im Osten und Griechenland im Süden. Das Land war über Jahrhunderte unter byzantinischem, osmanischem und kommunistischem Einfluss.

Unter Enver Hoxha wurde Albanien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollkommen isoliert. Das Land wurde geprägt durch Unterdrückung, Planwirtschaft und den Bau von rund 170.000 Bunkern. Nach 1991 öffnete sich das Land und es setzte ein Wandel ein: Besucher, Infrastruktur und Tourismus wuchsen, Häuser und Straßen wurden modernisiert. Bei unserem Albanien Roadtrip trafen wir aber noch überall auf Spuren der Vergangenheit. Auf dieser Tour erlebten wir die krassen Gegensätze im Land: wilde Natur, abgeschiedene Bergregionen, lebendige Küstenstädte, historische Orte und leider auch ein echtes Müllproblem durch Overtourism.

Markt in Albanien

Was macht einen Albanien Roadtrip einzigartig – was kann man erleben?

Ein Albanien Roadtrip mit dem Mietwagen bot uns maximale Freiheit und Abwechslung. Die Landschaft veränderte sich mit jedem Kilometer. Es ging über hohe Pässe, durch tiefe Täler, vorbei an Stränden, Bergdörfern und historischen Städten. Unterwegs erlebten wir nicht nur klassische Urlaubsmomente, sondern auch den Alltag: enge Bergstraßen, Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint, lebhafte Märkte, traditionelle Küche und spontane Begegnungen mit Einheimischen. Der Kontrast könnte kaum größer sein – von der Hauptstadt Tirana ins abgelegene Bergdorf Theth, entlang der Küste bis zur griechischen Grenze und der Zauber des Hinterlandes. Genau diese Vielfalt machte für uns den besonderen Reiz des Albanien-Roadtrips aus. Wir konnten anhalten, wann immer wir wollten, Landschaften, Restaurants und Cafes genießen und so das Land ganz in unserem ganz eigenen Tempo entdecken.

Albanien Roadtrip: Altstadt in Gjirokastra

Highlights auf unserem Albanien Roadtrip

Der Hauptstadt Tirana und dem abgelegenen Bergdorf Theth haben wir jeweils einen eigenen Bericht gewidmet – beide Orte sind so unterschiedlich und eindrucksvoll, dass sie eine ausführlichere Beschreibung verdienen. Im Folgenden stellen wir Euch die weiteren Orte vor, die wir auf unserem Albanien Roadtrip durch Albanien besuchten:

Skodra

Skodra (auch Shkodër genannt) liegt im Norden Albaniens und zählt zu den ältesten Städten des Landes. Sie gilt als kulturelles Zentrum und verbindet Geschichte mit jungem Leben. Besonders positiv fiel uns die belebte Fußgängerzoneim Zentrum auf – mit vielen Kneipen und Cafés voller junger Menschen, was vermutlich an der örtlichen Universität liegt. Die Festung Rozafa oberhalb der Stadt bietet eine schöne Aussicht, ist aber aus unserer Sicht kein absolutes Muss. Ähnlich verhält es sich mit dem Fotografiemuseum, das zwar interessant, aber eher etwas für Geschichts-, Fotografie- und Kulturliebhaber ist.

Albanien Roadtrip: Häuserfront in Skodra Altstadt

Ein echtes Highlight auf unserem Albanien Roadtrip war dagegen der Besuch der Venice Art Mask Factory, wo wir die handwerkliche Herstellung venezianischer Masken aus nächster Nähe erleben konnten. Hier entstehen auch Masken für internationale Filmproduktionen – unter anderem für „Eyes Wide Shut“. Eine dieser kunstvollen Masken hat inzwischen ihren Platz in unserem Reisebüro in Weinheim gefunden.

Venice Art Factory Skodra

Empfehlenswert ist außerdem ein Abstecher zur Mesi-Brücke, einer historischen Steinbrücke über den Kir-Fluss. Besonders in den Abendstunden, wenn das Licht weicher wird, bietet sie eine wunderschöne Kulisse.

Mesi-Brücke, Skodra - Albanien Roadtrip

Unterwegs

Auf dem Weg von Skodra an die Küste legten wir noch einen Übernachtungsstopp im Agriturismo Mrizi i Zanave ein – einem liebevoll geführten Landgut, das für seine regionale Küche und nachhaltig produzierten Lebensmittel bekannt ist. Hier erlebt man authentische albanische Gastfreundschaft und genießt frische Speisen direkt vom Hof. Hier spürten wir aber auch zum ersten Mal die Auswirkungen eines zu schnellen Tourismuswachstums.

Albanien Roadtrip: Küste bei Durres, Vlore, Ksamil

Die albanische Riviera gilt in der Werbung als einer der schönsten Küstenabschnitte des Balkans – mit türkisblauem Wasser, kleinen Buchten und spektakulären Ausblicken. Orte wie Durres, Vlore und Ksamil stehen oft stellvertretend für Sonne, Strand, kristallklares Wasser und mediterranes Flair. Die Inseln vor Ksamil werden als die Malediven Europas angepriesen.

Uns zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Alle Küstenorte waren in unserer Besuchszeit zwischen Ende August und Anfang September extrem überfüllt. Die Strände waren dicht mit Liegestühlen und Sonnenschirmen bestückt – teils so eng, dass man sich kaum bewegen konnte. Besonders in Durres war das Meer trüb und litt sichtbar unter einem Müllproblem. Plastikflaschen, Verpackungen und Tüten landeten im Wasser oder wehten über den Strand, und auch Zigarettenkippen waren leider allgegenwärtig.

Müll am Strand von Durres - Albanien Roadtrip

Diese Zustände stehen im starken Gegensatz zu den offiziellen Werbebildern. Es wird deutlich, dass hier noch viel passieren muss, wenn das Land langfristig hochwertigen Tourismus etablieren möchte. Mehr Umweltbewusstsein, funktionierende Müllentsorgung und nachhaltige Konzepte sind dringend nötig.

Albanien Müllproblem

Das als neue Luxuslocation beworbene Green Coast-Projekt entpuppt sich derzeit noch als große Baustelle, auf der voraussichtlich noch jahrelang gearbeitet wird. Auch das angebliche Fünf-Sterne-Hotel M Gallery liegt mitten im Baugebiet – umgeben von Staub, Lärm und unfertiger Infrastruktur, weit entfernt vom versprochenen Paradies.

Greencoast

Dennoch hat jede Küstenstadt auch etwas Besonderes zu bieten: In Durres kann man ein antikes Amphitheater und eine lange Strandpromenade entdecken. Vlore überrascht mit einer charmanten Altstadt, kleinen Cafés und einem authentischen Flair abseits des Trubels. Und in der Umgebung von Ksamil liegen die Ruinen von Butrint, eine beeindruckende archäologische Stätte und UNESCO-Weltkulturerbe – ein Highlight, das man nicht verpassen sollte.

Ksamil Hotel

Ruinen von Butrint

Albaniens Müll- und Abwasserproblem

Auf unserem Albanien Roadtrip erkannten wir: Das Land steht vor großen Herausforderungen bei der Abwasser- und Müllentsorgung. Zwar gibt es in Städten wie Durrës und Vlore Kläranlagen, doch viele sind veraltet oder arbeiten nur teilweise. Ein erheblicher Teil des Abwassers gelangt daher weiterhin ungeklärt ins Meer. Auch im beliebten Badeort Ksamil ist die Situation kaum besser. Trotz internationaler Projekte und EU-Unterstützung zur Verbesserung der Wasserqualität bleibt das Problem dringend ungelöst. Das zeigt, wie wichtig funktionierende Infrastruktur und mehr Umweltbewusstsein für die Zukunft des albanischen Küstentourismus sind.

Müllproblem Albanien

Albanien Roadtrip: Gjirokastra

Gjirokastra liegt im gebirgigen Süden Albaniens und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt ist bekannt für ihre gut erhaltene osmanische Altstadt mit Steindächern, engen Gassen und alten Wohnhäusern. In der mächtigen Festung von Gjirokastra kann man Ausstellungen besuchen, alte Kanonen sehen und den Blick über die Stadt und das Tal genießen. Auch das ethnografische Museum, untergebracht im Geburtshaus des Diktators Enver Hoxha, gibt Einblicke in das Alltagsleben vergangener Zeiten.

Albanien Roadtrip: Gjirokastra Altstadt

Albanien Roadtrip: Gjirokastra Altstadt

Gjirokastra ist zwar touristisch gut besucht, wirkt aber trotzdem ursprünglich und authentisch. Trotz des Rummels fühlten wir uns nie abgezockt – im Gegenteil: Die Menschen waren freundlich, offen und ehrlich. Besonders in Erinnerung blieb uns der Besuch bei einem Steinmetz, der uns ein individuelles Urlaubsengel-Türschild anfertigte. Und auf dem zentralen Platz der Altstadt fanden wir wunderschöne, handgearbeitete Kissenbezüge für nur 8,- Euro das Stück – sie schmücken jetzt unser Sofa und erinnern uns jeden Tag an diese besondere Stadt. Gjirokastra zeigt, wie sich Tradition, Handwerk und Geschichte in Albanien lebendig erhalten lassen – ein Ort mit Charakter und echter Gastfreundschaft.

Albanien Roadtrip: Gjirokastra Steinmetz

Unterwegs

Auf dem Weg von Gjirokastra nach Korça legten wir noch einen Zwischenstopp bei den Benja-Thermalquellen bei Përmet ein – ein wunderschöner Ort mit warmem, mineralhaltigem Wasser und beeindruckender Naturkulisse rund um die alte Steinbrücke.

Albanien Roadtrip: Benja Thermalquellen bei Permet

Albanien Roadtrip: Korça

Korça liegt im Südosten Albaniens, nahe der Grenze zu Nordmazedonien. Die Stadt ist bekannt für ihre Kultur, ihre lebendige Kunstszene und ihr warmes, offenes Ambiente. Der belebte Platz „Rrethimi“ ist ein beliebter Treffpunkt mit Cafés, Straßenmusik und kleinen Läden. In Korça findet man klassische Balkan-Wirtshäuser, Märkte und Museen – darunter das Museum für Ikonenmalerei, das religiöse Kunst aus der Region zeigt.

Rrethimi in Korca

Sehenswert ist auch die orthodoxe Kathedrale der Auferstehung Christi, die größte Kirche der Stadt. Ihr heller Steinbau und die feinen Mosaikarbeiten machen sie zu einem echten Blickfang im Stadtzentrum. Unser Hotel – das IN Gallery Hotel & Spa lag direkt gegenüber und ermöglichte uns fantastische Ausblicke auf diese Kirche. Wer gut und günstig essen gehen möchte mach halt im ÇIZMJA (Beer, Grill & Pub). Wir waren sogar zweimal dort und können das Restaurant sehr empfehlen.

Kathedrale der Auferstehung Christi, Korca

ÇIZMJA (Beer, Grill & Pub) in Korca

Ein weiterer Tipp ist die Korça-Brauerei mit ihrem gemütlichen Biergarten – hier kann man das lokale Bier frisch vom Fass genießen. Ein 0,4-Liter-Glas kostet umgerechnet nur etwa 80 Cent – und das in entspannter Atmosphäre zwischen Einheimischen und Reisenden. Korça wirkt insgesamt ruhig, gepflegt und traditionsbewusst – ein angenehmer Ort, um nach langen Fahrten zur Ruhe zu kommen und das echte albanische Alltagsleben zu erleben.

Korca Brauerei Biergarten

Berat

Berat wird oft als „Stadt der tausend Fenster“ bezeichnet und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Stadtteil Mangalem mit seinen weißen Häusern und unzähligen Fenstern über der Osum-Flussseite prägt das typische Stadtbild. Hoch über der Stadt thront die Burg von Berat, in der noch heute Menschen leben. Innerhalb der Mauern findet man kleine Häuser, enge Gassen, alte Kirchen und Werkstätten – ein Ort, an dem Geschichte spürbar bleibt. Besonders sehenswert ist auch die Holy Trinity Church (Kisha e Shën Triadhës), eine der bekanntesten Kirchen innerhalb der Burganlage. Sie stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und beeindruckt mit ihrer markanten Backsteinarchitektur und der Lage direkt am Hang mit Blick über das Tal. Auch das Onufri-Museum, das religiöse Ikonen zeigt, lohnt sich für einen kurzen Besuch.

Berat bei Nacht

Am besten gefiel es uns aber einfach durch die alten Gassen zu bummeln, die Atmosphäre wirken zu lassen und immer wieder neue Ausblicke auf die Stadt und das Tal zu entdecken.

Wetter & beste Besuchszeit

Albanien hat überwiegend mediterranes Klima an der Küste, im Inland dichteres mit kontinentalem Einschlag, und alpine Züge in den Bergen. Im Sommer (Juli/August) ist es heiß und trocken, besonders an der Küste. Im Hochgebirge kann es nachts kühl werden.
Frühling (April bis Juni) & Herbst (September bis Oktober) sind ideal für einen Roadtrip: angenehm warme Tage, weniger Hitze, gute Sicht. Im Winter sind viele Bergpässe mit Schnee versperrt, Straßen unpassierbar und manche Orte erreichen nur im Sommer.

Die beste Reisezeit für einen abwechslungsreichen Roadtrip ist Mai bis September, je nach Höhenlagen und Küstenabschnitten.

Musiker in Berat